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Nachhaltigkeit

Bedeutung der Nachhaltigkeit im Schweizer Bausektor​​

In der Schweizer Bevölkerung geniesst die Nachhaltigkeit eine hohe Bedeutung. Dies zeigt sich etwa daran, dass der Klimawandel auf Platz zwei des Schweizer Sorgenbarometers liegt (gfs.bern, 2023). Auch in der Schweizer Wirtschaft ist die Nachhaltigkeit nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Unternehmen ergreifen Massnahmen, um nachhaltiger zu wirtschaften (Economiesuisse, 2023). 

Doch wie blickt die Schweizer Baubranche auf die Thematik? Und wie unterscheiden sich die Ansichten unter den Bauakteuren?

Inhalt

Olmero Nachhaltigkeitsbefragung

Um herauszufinden, wo die Schweizer Baubranche in puncto Nachhaltigkeit steht, haben wir 279 Architekten, Handwerker und andere Bauakteure befragt.

Die Befragung fand zwischen dem Dezember 2023 und dem Januar 2024 statt und verzeichnete 279 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz. 80 Prozent davon stammen aus der Deutschschweiz und 20 Prozent aus der Romandie. Die Altersgruppe zwischen 35 und 44 Jahren war dabei am stärksten vertreten. Die überwiegende Mehrheit arbeitet in einem kleinen oder mittleren Unternehmen.

Was die Projektrolle betrifft, konnten wir aus allen Tätigkeitsgebieten Teilnehmende verzeichnen: 52 Prozent der befragten Personen bezeichnen sich als Auftragnehmer, Unterauftragnehmer, Handwerker und Bauunternehmer (Handwerker), 29 Prozent als Bauzulieferer, Lieferanten, Hersteller und Händler (Lieferanten), 14 Prozent als Totalunternehmer, Generalunternehmer, Architekten und Fachplaner (Planer) und 2 Prozent als Investoren, Bauherren und Bauherrenvertreter (Bauherren).

Halbrunddiagramm, das die Projektrolle der Teilnehmenden darstellt. Es zeigt die Verteilung der Rollen: 52% Handwerker, 29% Lieferanten, 14% Planer, 2% Bauherren und 3% Sonstige.

Bei 83 Prozent ist Nachhaltigkeit ein Thema auf Geschäftsleitungsebene

Ein erster Indikator für die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Schweizer Baubranche ist, ob sie ein Thema auf Geschäftsleitungsebene ist. Denn wenn der Nachhaltigkeit eine hohe strategische Bedeutung zukommt, wird sie auch in den Geschäftsleitungen der Schweizer Bauakteure diskutiert. In unserer Befragung gaben 83 Prozent der Teilnehmenden an, dass die Nachhaltigkeit ein Thema auf Geschäftsleitungsebene darstellt. Nur bei 10 Prozent der Teilnehmenden ist die Nachhaltigkeit kein Thema für die Geschäftsführung.

Bei 83 Prozent ist Nachhaltigkeit ein Thema auf Geschäftsleitungsebene, für 10 Prozent ist es kein Thema und 7 Prozent wissen es nicht.

Nachhaltigkeit für Mitarbeitende wichtiger als für Unternehmen

Von einer grossen Mehrheit der Bauakteure wird die Nachhaltigkeit als wichtig erachtet. Für sich persönlich bewerten 45 Prozent die Nachhaltigkeit als sehr wichtig und 49 Prozent als ziemlich wichtig. Nur 5 Prozent betrachten die Nachhaltigkeit als nicht besonders wichtig. Als gar nicht wichtig wird die Thematik nur von einer Person empfunden, was bei 279 Teilnehmenden 0 Prozent entspricht.

Betrachtet man die Wichtigkeit für das Unternehmen oder die Geschäftsleitung, ergibt sich ein leicht anderes Bild. Zwar erachtet auch in diesem Kontext rund die Hälfte der Bauakteure die Nachhaltigkeit als ziemlich wichtig, jedoch nur noch rund ein Drittel als sehr wichtig, dafür 10 Prozent als nicht besonders wichtig und 3 Prozent als gar nicht wichtig.

Insgesamt zeigt sich, dass die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Schweizer Baubranche definitiv angekommen ist. Kaum jemand bestreitet das. Es zeigt sich jedoch eine gewisse Diskrepanz zwischen der Wichtigkeit für die eigene Person und jener für das Unternehmen sowie die Geschäftsleitung. Dies überrascht aber nicht angesichts der Tatsache, dass ein Unternehmen in erster Linie seiner Wirtschaftlichkeit verpflichtet ist.

Balkendiagramm zur Wichtigkeit der Nachhaltigkeit nach Bereich. Die Kategorien sind: Persönlich, Unternehmen und Geschäftsleitung. Für den persönlichen Bereich halten 49% die Nachhaltigkeit für sehr wichtig und 45% für ziemlich wichtig. Im Unternehmensbereich bewerten 53% sie als sehr wichtig und 33% als ziemlich wichtig. In der Geschäftsleitung halten 53% die Nachhaltigkeit für sehr wichtig und 32% für ziemlich wichtig.

Ökologische und soziale Nachhaltigkeit weniger wichtig als die wirtschaftliche

Wenn von der Nachhaltigkeit gesprochen wird, denken die meisten Menschen vermutlich in erster Linie an die Bekämpfung des Klimawandels oder an Themen wie Recycling und Naturschutz. Für Unternehmen ist aber nicht nur die ökologische, sondern auch die soziale und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit von Bedeutung.

Dabei stellt die ökologische Nachhaltigkeit sicher, dass nicht mehr natürliche Ressourcen beansprucht werden, als sich wieder regenerieren können. Die soziale Nachhaltigkeit zielt darauf ab, soziale Spannungen und Konflikte zu vermeiden oder möglichst gering zu halten. Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit hat schliesslich zum Ziel, dass Unternehmen auch langfristig rentabel tätig sind (Handelsblatt, 2023).

Allen drei Nachhaltigkeitsdimensionen wird eine hohe Bedeutung zugesprochen. Während die ökologische Nachhaltigkeit von 83 Prozent als wichtig oder sehr wichtig bewertet wird, sind es bei der sozialen 82 Prozent und bei der wirtschaftlichen 93 Prozent. Dabei wird die wirtschaftliche Dimension von fast der Hälfte der Bauakteure als sehr wichtig betrachtet, während es bei den anderen beiden Dimensionen nur rund ein Drittel ist.

Dies macht auch Sinn. Schliesslich müssen Unternehmen zu allererst ihre langfristige Wirtschaftlichkeit sicherstellen, um zu überleben und zu wachsen. Erst wenn das sichergestellt ist, können sie sich der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit widmen, die für die Zukunft des Unternehmens ebenfalls von hoher Bedeutung ist.

Balkendiagramm zur Wichtigkeit der Nachhaltigkeit nach Dimension. Es zeigt die Verteilung der Antworten in den Kategorien "Ökologische", "Soziale" und "Wirtschaftliche" Nachhaltigkeit. Für die ökologische Dimension halten 51% sie für sehr wichtig und 32% für wichtig. Für die soziale Dimension sind 46% der Meinung, dass sie sehr wichtig ist und 36% halten sie für wichtig. Die wirtschaftliche Dimension wird von 48% als sehr wichtig und von 45% als wichtig eingestuft.

Für Bauherren ist die ökologische Nachhaltigkeit wichtiger als für Planer, Handwerker und Lieferanten

Wird die Wichtigkeit der ökologischen Nachhaltigkeit nach Projektrolle betrachtet, ergeben sich weitere spannende Erkenntnisse. Es fällt sofort auf, dass Unternehmen am Anfang des Bauprozesses die ökologische Nachhaltigkeit als deutlich wichtiger bewerten als jene in der Mitte oder am Ende.

Zwar stufen alle Bauakteure die ökologische Wichtigkeit mehrheitlich als wichtig oder sehr wichtig ein, allerdings betrachtet die Mehrheit der Bauherren sie als sehr wichtig, während eine Mehrheit der Handwerker sie nur als wichtig betrachtet. Die Planer, die sich dazwischen befinden, betrachten die Thematik ungefähr gleichermassen wichtig wie sehr wichtig. Die Lieferanten befinden sich irgendwo zwischen den Planern und den Handwerkern.

Balkendiagramm zur Wichtigkeit der ökologischen Nachhaltigkeit nach Projektrolle. Es zeigt die Verteilung der Antworten in den Kategorien "Bauherren", "Planer", "Handwerker" und "Lieferanten". Für die Bauherren halten 57% die ökologische Nachhaltigkeit für sehr wichtig und 29% für wichtig. Bei den Planern sind es 42%, die sie für sehr wichtig und 37%, die sie für wichtig halten. Die Handwerker bewerten sie zu 56% als sehr wichtig und zu 27% als wichtig. Bei den Lieferanten empfinden 47% die ökologische Nachhaltigkeit als sehr wichtig und 36% als wichtig.

Ein ähnliches Bild ergibt sich für die soziale und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Jedoch verhalten sich bei der sozialen Nachhaltigkeit die Planer fast gleich wie die Bauherren. Und bei der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit verhalten sich wiederum die Planer, Handwerker und Lieferanten sehr ähnlich.

Für Grossunternehmen ist ökologische Nachhaltigkeit wichtiger als für KMUs

Ähnlich wie bei der Projektrolle sieht es aus, wenn die Unternehmensgrösse betrachtet wird. Grössere Unternehmen stufen die ökologische Nachhaltigkeit als wichtiger ein, als es bei mittleren und kleinen Unternehmen der Fall ist. Die mittelgrossen Unternehmen wiederum empfinden die ökologische Nachhaltigkeit wichtiger als die kleinen. Die Kleinstunternehmen hingegen bewerten die Thematik ähnlich wie Grossunternehmen.

Die Ergebnisse könnten darauf zurückzuführen sein, dass grössere Unternehmen mehr im Fokus der Gesellschaft und Politik stehen. Zudem sind diese nicht selten börsenkotiert und müssen auch ihren Aktionären Rechenschaft ablegen. Mit ein Grund könnte aber auch sein, dass die Grossunternehmen mehr Ressourcen zur Verfügung haben, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

Balkendiagramm zur Wichtigkeit der ökologischen Nachhaltigkeit nach Unternehmensgröße. Die Kategorien sind: Großunternehmen (251 und mehr Mitarbeitende), Mittlere Unternehmen (51 bis 250 Mitarbeitende), Kleine Unternehmen (16 bis 50 Mitarbeitende) und Kleinstunternehmen (bis und mit 5 Mitarbeitende). Für Großunternehmen halten 50% die ökologische Nachhaltigkeit für sehr wichtig und 39% für wichtig. Bei mittleren Unternehmen sind es 53%, die sie für sehr wichtig und 34%, die sie für wichtig halten. Kleine Unternehmen bewerten sie zu 54% als sehr wichtig und zu 25% als wichtig. Kleinstunternehmen empfinden 42% die ökologische Nachhaltigkeit als sehr wichtig und 42% als wichtig.

Auf der anderen Seite wird die soziale Nachhaltigkeit von mittleren und kleinen Unternehmen als wichtiger eingestuft, als es bei Grossunternehmen der Fall ist. Kleinstunternehmen legen den höchsten Wert auf die soziale Nachhaltigkeit. Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit wird hingegen ähnlich bewertet wie die ökologische.

Gesundheit und Klimaneutralität sind die wichtigsten Nachhaltigkeitsziele

Nachhaltigkeitsziele spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Umsetzung von Projekten, die darauf abzielen, ökologische, soziale und ökonomische Aspekte in Einklang zu bringen. In unserer Befragung haben wir die Teilnehmenden gebeten, acht Nachhaltigkeitsziele nach der Wichtigkeit für die Projekte, an denen sie arbeiten, zu sortieren. Der erste Rang entsprach dabei der höchsten Wichtigkeit und der letzte der niedrigsten. Aus allen Antworten wurden dann die durchschnittlichen Ränge berechnet.

Dabei hat sich gezeigt, dass sich alle Nachhaltigkeitsziele zwischen dem dritten und dem sechsten Rang bewegen. Am wichtigsten wurde die Gesundheit und das Wohlbefinden mit einem durchschnittlichen Rang von 3.2 bewertet, gefolgt von der operativen CO2-Neutralität mit einem Wert von 3.8. Am wenigsten wichtig empfunden wurden die nachhaltigen Gemeinschaften mit einem Wert von 5.2 sowie die nachhaltige Landnutzung und Biodiversität mit einem Wert von 5.3.

Halbrunddiagramm, das die Nachhaltigkeitsziele nach deren Wichtigkeit für Bauprojekte darstellt (je niedriger der Rang, desto höher die Wichtigkeit). Die Kategorien sind: Gesundheit und Wohlbefinden (3.2), Netto-Null CO2 (operativ) (3.8), Netto-Null CO2 (eingebunden) (4.2), Nachhaltiger Wasserkreislauf (4.2), Nachhaltige Lebenszykluskosten (4.8), Nachhaltige Konnektivität und Verkehr (5.2), Nachhaltige Landnutzung und Biodiversität (5.3), Nachhaltige Gemeinschaften (5.3).

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Trotz der enormen Herausforderungen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Baubranche zeigt sich ein grosser Teil der Branche optimistisch und engagiert. Die Wichtigkeit einer nachhaltigen Baubranche ist bei den Schweizer Bauakteuren angekommen und auch auf Geschäftsleitungsebene ist die Thematik nicht mehr wegzudenken.

Allerdings offenbaren die Umfrageergebnisse auch signifikante Diskrepanzen zwischen der persönlichen Wichtigkeit und der Priorisierung innerhalb der Unternehmen. Während viele die Nachhaltigkeit für sich als wichtig einstufen, spiegelt sich dies nicht immer auch in den Unternehmensstrategien wider, was wohl auf wirtschaftliche Prioritäten zurückzuführen ist.

Insgesamt geht die Schweizer Baubranche in die richtige Richtung. Der positive Trend und das Engagement vieler Bauakteure bieten eine solide Basis für die Zukunft, auf der weiter aufgebaut werden muss, um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. Zur Erreichung einer nachhaltigen Baubranche ist es aber noch ein weiter Weg.

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Nachhaltigkeitsbericht der Olmero AG

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